top of page
  • AutorenbildMelek Yaprak

Warum suchen wir Liebe? Die stille Einsamkeit und wie sie mich immer anschreit

Aktualisiert: 11. Apr.


(Inspiriert durch "Where is the Love" von Lars Amend)

Bald gibt's diesen Blog als Podcast. Komm gerne als Gast zu mir, wenn über Du etwas übers Leben erzählen willst.


Warum fühle ich mich in einer Millionenstadt

Credit: M. Yaprak / Mona Dadari

so oft so

einsam? Trotz guter Freunde an meiner Seite und den endlosen Möglichkeiten, die mir unsere heutige Zeit bietet?

Warum löst sich dieser Knoten in meiner Brust nicht? Warum macht mich der Gang zur Bahn im Regen so traurig? Zur Arbeit, zum Sport, zur Familie. Liegt es an diesem trostlosen Grau des kölner Winters? Oder ist es lediglich eine Projektion dessen, was wirklich gerade in mir vorgeht. Trotz Fülle und scheinbar gesundem Umfeld brüllt mich diese verdammte Einsamkeit an wie ein frustrierter Rentner einen Radfahrer, der auf der falschen Seite fährt.


Ich glaube, wir haben es verlernt. Verlernt gut zueinander zu sein. Verlernt zu lieben und vor allem uns zu verlieben. Gesund. Außerhalb von Dating-Apps. Ich spreche von wahrhaftiger Liebe. In jeglichen Beziehungen. Ich glaube, wir haben es verlernt, uns anzuschauen, hochzuschauen von diesem Dreckshandy, mit unseren Augen zu reden. Wer schaut sich denn noch länger als 1 Sekunde gegenseitig in die Augen? Außer Hund und Herrchen.

Wo ist sie - die Nähe zu einem vertrauten Menschen? Die Nähe zu sich selbst?


Jahrelang habe ich mich abgelenkt. Vom Herzschmerz der Trennungen, von Enttäuschungen, von Traumata, die offensichtlich wie ein Pickel auf der Nase waren. Wir Menschen suchen Zufriedenheit in Dingen, die keine wirkliche oder dauerhafte Erfüllung bieten können: Materielle Güter, Follower und Anerkennung im Außen. Mein Leben war lange ziemlich miserabel und leer. Bis ich etwas verstand:

Die Menschen sind von Natur aus verwundet. Wir praktizieren schädliche Gewohnheiten, die scheinbar in unserer Natur verwurzelt sind. Die Wunde unserer Natur ist der existentielle Zustand. Wir leben in einem Gefühl der Unsicherheit, phasenweise stehen wir am Rande der Angst - oder Verzweiflung. Je nach dem wo wir im Leben gerade stehen. Wir sind entweder in toxischen Beziehungen oder sind beziehungsunfähig, weil wir Angst vor Schmerz haben.

Die Wunde heilt nicht und wenn sie heilt tut die Narbe so weh, dass man alles tut um eine Berührung zu verhindern.


Ich fühl mich einsam, wenn ich durch Kölns Straßen gehe. Je lauter die Umgebung, desto einsamer fühle ich mich. Und wenn sie mich dann doch mal einholt, die Stille, wie z. B. nach einem DJ Gig in einem vollem Club, schreit sie mich danach besonders laut an - diese tyrannische Einsamkeit. Tatsächlich fasziniert und erschreckt mich dieses Phänomen inmitten von hunderten von Menschen die subjektive Isolation zu spüren. Gerade noch stehe ich auf einer Bühne und bespiele einen vollen Club mit Tänzern in Ekstase und im nächsten Moment sitze ich alleine im fremden Hotelzimmer und fühle mich leer. Und suche Liebe.


In der griechischen Mythologie heißt es, dass zwei Seelen mal eine waren und dass der wütende Zeus sie brutal in zwei Hälften schnitt. Jeder hat also einen Seelenpartner irgendwo da draußen. So erkläre ich mir diese Sehnsucht nach Vervollständigung und die Missbefriedigung durch vorläufige Ablenkungen. Jeder sehnt sich nach seiner anderen Hälfte und fühlt sich lost, selbst in einer vermeintlichen Beziehung kann man sich einsam fühlen.


Ich kann sie also von da oben alle sehen, wenn ich auflege. Manche geben sich der Musik hin und verstehen sie. Sie kommen mit auf meine Reise durch die versteckte Melancholie in meinen Deep House Tracks. Nur wer genau hinhört versteht, die Message hinter meinem Set. Dieses Set spiele ich für Dich. Meine andere Hälfte, die ich von da oben suche. In dieser Crowd. Meine Augen wandern durch die Menge und ich suche meine Seelenhälfte oder zumindest den Mann, der mich zuletzt im Herzen berührt hat. Wir sind uns begegnet in der Kölner Südstadt. Über die Musik. Er saß an einem Klavier und spielte so wunderschön, dass ich die Noten hab aus den Tasten fliegen sehen. Es war ein magical Moment und jede Zelle meines Körpers drängte mich in seine Richtung. Er ist groß und hatte viel Platz auf der Brust, auf die ich meinen schweren, müden Kopf legen wollte. Der Verstand boxte mich jedoch wieder aus diesem Zauber und sagte mir: Yalla, geh weiter. Ist bestimmt nur Einbildung. Ich ärgere mich jetzt darüber, denn das war bestimmte keine Einbildung.

Manchmal begegnen wir Menschen und fühlen etwas. Eine Verbindung, eine Anziehung, irgendwas wir können es nicht definieren. Bleibt an diesem Gefühl dran, denn:


"Die Liebe wird in jedem Menschen geboren; sie ruft die Hälften unserer ursprünglichen Natur zusammen; sie versucht, aus zweien eines zu machen und die Wunde der menschlichen Natur zu heilen,“ so heißt es also weiter in der griechischen Mythologie.


Schlau diese Griechen. Wusste ich schon immer, ich nutze ja das Olivenöl von ihnen.


Das alles leuchtet mir ein und erklärt mir in meiner kleinen Welt, warum ich so fühle wie ich fühle. Warum ich ständig auf der Suche bin oder mich eine unsichtbare Kraft treibt. Jeder von uns ist also eine 'passende Hälfte' eines menschlichen Ganzen und jeder von uns sucht immer die Hälfte, die zu ihm passt. Völlig einleuchtend.

Oder wie seht Ihr das?


61 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
Beitrag: Blog2_Post
bottom of page