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  • AutorenbildMelek Yaprak

Die komplexe Absurdität in ihrer Einfachheit - Was soll ich hier noch glauben?

Aktualisiert: 9. Jan. 2022


Ich bin verwirrt. Ich weiß nicht mehr was ich glauben soll. Neulich habe ich im Auto aus Versehen das Radio eingeschaltet. Da sitzt eine Person und spricht absurde Dinge ins Mikrofon namens Nachrichten.


„Berliner Clubs müssen schließen, aber nur halb. Die Hälfte schließt und die andere Hälfte darf besucht werden. Nur getanzt werden darf nicht.“ (04.12.2021)


Dies ist nur ein winziges Beispiel von dem, was gerade passiert. Als passionierte Tänzerin bringt es mich hart zum Nachdenken.


Der ganze gegenwärtige Irrwitz wurde mir diese Woche noch bewusster,

als ich in einem ehemaligen Gay Saunaclub einen Corona-Test machen musste. In der Kölner Südstadt findet man so ein Exemplar."Cesar`s Palast".

Das Leben in Deutschlands größter Schwulenmetropole hatte immer ein paar Gay Highlights zu bieten, die man schmunzelnd hingenommen hat. Doch worauf ich nie scharf war, war, zu sehen, was sich hinter den zwielichtigen Namen wie „Pullermanns“, „Badehaus Deutsche Eiche“ oder „El Habib Arab“ eigentlich abspielt. Es war immer meine freie Entscheidung nicht in ein Gay-Saunaclub gehen zu müssen. Dank Corona konnte ich auch diese Lücke in meinem Allgemeinwissen schließen.

Es (be-)herrscht (uns) eine Ausnahmesituation. Die Leute rennen in Testzentren, wo die verpickelten Speichel-Entnehmer größtenteils grad mal 19 Jahre alt sind. Ihnen gibt man eine solch verantwortungsvolle Aufgabe?


Ich kann einfach nur noch lachen über die ganze komplexe Absurdität des Momentums . Eine Farce, eine Satire, ach was weiß ich was das gerade alles ist.


Cesar's Palast als noch in Betrieb. Credit: Restaurant Guru

Ja ok, es ist sehr früh. 9 Uhr. Die junge Frau am Empfang legt einen rauen Ton an den Tag. Sie greift müde nach ihrer Redbulldose. Gluck, gluck, gluck macht es laut. Auf ihrem tätowierten Hals steht: „I have been to hell and back. And let me tell you - it was beautiful“. Sie brüllt mich an, die Treppen hochzugehen. Junge, Junge, mit der will ich kein Streit.

Ganz schön viele Stufen bis nach oben. Nicht geeignet für Geheingeschränkte oder Menschen mit Kinderwagen dieser blöde Saunaclub.


Oben stehe ich etwas verloren in einem sehr kleinen Flur, von dem viele weitere Türen abgehen. Hinter einer Tür befindet sich der legendäre Dampfbad-Darkroom (habe ich gelesen) wo es hauptsächlich darum geht sexuell in Kontakt zu kommen. Jetzt bin ich schon da, jetzt kann ick mio den uch noch anguge, dachte ich mir.

Doch dazu kommt es nicht.

Ein Mitarbeiter führt mich in eine abgedeckte Trockensauna (laut Gay-Sauna Regeln: Man darf nie in einer Trockensauna Sex haben! Nur in den dafür vorgesehenen Räumen! Habe ich später recherchiert). Hier hängt ein anderer Mitarbeiter destroyed über einem Laptop. Offensichtlich ein Kater von letzter Nacht. Denn laut seiner Aussage musste er noch den einen Rave mitnehmen bevor alles schließt. Er legt sein sein Handy zur Seite und greift zum Stäbchen. Ähhh, ob er denn nicht seine Hand desinfizieren möchte frage ich ihn. Laut einer Studie sammelt sich so einiges an Bakterien auf einem Handydisplay. Wieso, fragt er mich. Er hätte doch Handschuhe an.


Die ganze Situation nimmt die Ernsthaftigkeit der momentanen Lage irgendwie auf den Arm: Ich werde also dazu angehalten, meine Ansteckungsgefahr in einer Gay Trockenkabine durch den verkaterten Mitarbeiter nachweisen zu lassen, der gestern noch in Kölns größten Club gefeiert hat? Mein Akademiker-Hirn kann das nicht verstehen. Weil man hierfür keinen Abschluss braucht, um zu erkennen, dass man sich zur Zeit in einer satirischen Folge des sicher geglaubten Systems befindet.


Ich bin verwirrt. Genauso wie viele andere Menschen. Wir haben einfach nur noch Angst oder versuchen nicht zu ertrinken in den Unehrlichkeiten anderer. Ich weiß nicht wie ich es ausdrücken soll, aber ich sag es mal so: Wir befinden uns gerade in einer Situation, die eine Menge Fragen aufwirft. Ist das eine systematisch geplante Privilegierung der einen Menschen und eine demütigende Ausgrenzung der anderen OHNE die Wahl zu haben, selber zu entscheiden?

Die Vorgehensweise ist ganz simpel: Möchte man die Menschheit in Angst und Schrecken versetzen, macht man einfach geschickt von der ältesten Waffe der Geschichte Gebrauch: Den Menschen selbst. Gegeneinander. Man hetzt sie aufeinander auf und spaltet die Gesellschaft. Und man nimmt ihnen das wertvollste Gut: Ihre Freiheit.


Die Bereiche Wahrnehmung, Bewusstsein, Gedächtnis und Identität werden zur Zeit hart auf die Probe gestellt. Noch nie in meinem Leben wurde mir so klar wie jetzt, dass ich eigentlich nichts weiß. Alternative Informationsbeschaffung wird immer schwerer. Uns wird lediglich der Fraß vorgeworfen, den es zu konsumieren gibt: Eine einzig mediale Quelle, die sich von oben Gehör erschafft. Es wird immer und immer wieder das gleiche Band abgespielt. In unsere Wohnzimmer, in unser Ohr und später in unser Gehirn. Die Menschen werden noch mehr verunsichert. Alle sind gereizt. Wir stehen kurz davor uns gegenseitig an die Gurgel zu gehen.

Es gibt diejenigen, die sich beugen, um es einfach zu haben. Und es gibt die, die hinterfragen. Ja, und ich frage: Muss ich alles glauben, was ich höre, was ich in der Zeitung lese? Was dicke, fette, haarlose vermeintlich wichtige Menschen dieser Nation im TV von sich geben? Beim Supermarkt nebenan, an Stammtischen und in der Bahn reden alle über das Selbe, aber eigentlich weiß keiner so richtig bescheid. Woher wissen wir dann, was die Wahrheit ist?


„Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“

„Es wird keine Impfpflicht geben.“


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